

ST.URBAN KIRCHE

Die Kirche ist dem Papst Urban I. geweiht. Warum der heilige Urban hier Pate stand, wissen wir nicht. Vielleicht ist sie am Urbanstag, dem 25. Mai geweiht worden (siehe Dorfchronik).
Urkundlich erwähnt wird Borsfleth neben einigen anderen Marschkirchspielen zuerst 1307. Da es zu dieser Zeit bereits als Kirchspiel aufgeführt wird, ist es mit Sicherheit älter. Auch das Nonnenkloster in lvenfleth (ca. 1230 - 1256) läßt nach Pastor Kollenrott auf das Vorhandensein einer Kirche in der Nähe schließen, da ein Priester die Messe zu lesen hatte. Das haben jedoch jüngere Forschungen widerlegt (Beispiele: Klöster in Uetersen und Reinbek). Auf jeden Fall war Borsfleth vor der Kolonisation der Holländer schon vorhanden, da die typische Siedlungsstruktur dieser Zeit fehlt. Auch nach Lorenzen-Schmidt dürfte das Kirchdorf schon vor 1225 vorhanden gewesen sein, „wie es die Gräben der Katen und des Hofes beim Borsflether Himmel, die Namen wie „Paradies“ und „Hölle“ tragen, zeigen: Sie schießen keilförmig in die umliegende Feldmark hinein und sind ganz unregelmäßig“ (siehe auch Detlefsen).Diese kurzen Grabenstücke kann man übrigens nicht nur hier sondern binnendeichs den Stördeich entlang vom Kloster über Wischdeich bis nach Fiefhusen und Neuenkirchen noch heute erkennen.
Der Name des Dorfes stammt wahrscheinlich von „bars“ - mittelniederdeutsch für „Barsch“ - und bedeutet in Verbindung mit dem Wort Fleth soviel wie „Wasserlauf mit Barschen“.
Die Kirche liegt auf einem erhöhten Platz, wahrscheinlich auf einer überschlickten flachen Düne, die im Laufe der Jahrhunderte durch Erdarbeiten auf dem Friedhof und an der Kirche ihre heutige Höhe von ca. 3,14 m über Normal-Null erreicht hat. Sie wurde jedoch im 30-jährigen Krieg (1628) während der Belagerung der Festungen Krempe und Glückstadt mit Pastorat, Diakonat und Schulhaus „gänzlich ruinieret, also daß von dem Kirchengebäuw nur etzliche wenige Rudera (Reste) hinterblieben, übrige Kirchenhäuser aber gar in die Asche geleget“ (Schröder).
Bei der Einäscherung des Dorfes sind sämtliche alten Urkunden verbrannt. In der Nordwand soll ein wundertätiges Marienbild gewesen sein, das ebenfalls mit zerstört wurde.
Unter Verwendung noch stehengebliebener Mauerreste wurde die Kirche 1630 wieder aufgebaut. Der mittlere Teil der Nordwand mit dem spätgotischen Gesimse stammt wahrscheinlich noch von der alten Kirche. Die örtliche Überlieferung, man habe schon beim Bau der alten Kirche Abbruchmaterial des Klosters lvenfleth verwendet, könnte zeitlich stimmen und würde auch den schlechten Zustand der südlichen Längsmauer erklären. Sie ist im Jahre 2002 ausgebessert worden.
Die Kirche ist mehrmals umgebaut und renoviert worden. So erhielt sie 1728 einen neuen Giebel und Boden.
1825 wurde das Kircheninnere erneuert. Der Dachreiter wurde 1848 wieder aufgebaut, nachdem er durch einen Sturm vom Kirchenschiff gerissen wurde.
Elektrische Beleuchtung gab es erst ab 1923 in der Kirche.
1959 erfolgte ein größerer Umbau. Die alte Gruft im Chorraum wurde ausgegraben und zum Heizungskeller erweitert. Dabei wurden vier Särge und über zwanzig Skelette freigelegt, auch sah man die gewaltigen Felssteinfundamente. Bis 1750 fanden noch Bestattungen in der Kirche statt, dann wurden die Gruften geschlossen. Bibelsprüche an den Innenwänden der Gruft ließen sich leider nicht mehr identifizieren. Auch der Chorraum wurde völlig neu gestaltet. Er war zuletzt 1877 erneuert und dabei um 4,16 m verkürzt worden. Er hatte vorher mit ca. 13 m eine erhebliche Innenlänge, was Kollenrott auf die zusätzlichen Altäre der Vikarien zurückführte.
Jetzt war das hölzerne Gewölbe stark angegriffen und wurde durch eine Gipsdeckenkonstruktion ersetzt. Diese Arbeiten und weitere wurden von der Firma Peters aus Borsfleth ausgeführt und bis 1961 abgeschlossen.
Der Altar in seiner heutigen Form entstand ebenfalls in dieser Zeit. Der Entwurf für das schlichte Eichenkreuz mit den Evangelisten-Symbolen stammt von Hermann Wehrmann aus Glückstadt.
Die barocke Fassung des alten Altars war hochgradig verwurmt und zerbrach beim Versuch, sie auseinander zunehmen. Das Altarbild mit dem Ecce-homo-Thema (Öl auf Leinen auf Holz gezogen 191 cm x 127 cm) wurde von Wehrmann 1966 restauriert und hängt jetzt an der Nordwand. Es war stark beschädigt und zum Teil übermalt.
1900 wurde der stark angegriffene Glockenstuhl, er stand südlich der Kirche, abgerissen und die Firma Peters aus Borsfleth mit dem Bau eines 40 m hohen Kirchturms neugotischen Stils beauftragt, der am 9. Dezember 1900 durch den Generalsuperintendanten Dr. Wallroth feierlich eingeweiht wurde. Grundsteinlegung war am 12. Juni und Richtfest am 29. September 1900. Die neue Turmuhr lieferte die Firma Korfhage aus Buer bei Osnabrück. Der alte Dachreiter wurde ebenfalls abgerissen. 1949 wurde eine gründliche Erneuerung der stark beschädigten Schieferbedachung des Turmes durch die Firma Fischer aus Glückstadt vorgenommen.
1950 wurde ein Teil der Verblendung an der Westwand des Turmes ausgebessert, da hier die Verwitterung stark fortgeschritten war und sich schon einige Quadratmeter gelöst hatten.
1967 wurde die Turmkugel erneuert. Sie beinhaltet einige Daten der politischen Gemeinde aus dieser Zeit.
Die Leichenhalle wurde später links an den Turm angebaut.
1998 wurden durch freiwillige Spenden drei bleigefasste runde Turmfenster erneuert. Im Jahre 2002 wurden die Balkendecke und der Innenanstrich größtenteils erneuert.
2009 wurde der Turm außen saniert und Innenraum und Türen neu gestrichen. In diesem Jahr erhielt die Kirche auch zwei neue Bronzeglocken.
2010 erfolgte der Einbau einer Toilette in die ehemalige Leichenhalle.
Autor M. Boldt
